NaturPlus-Fischingen

ein aktiver Naturschutzverein im Hinterthurgau

Bäumiges

naturnahe Gärten



Bäume gehören schon ihrer Grösse wegen zu den auffälligsten Pflanzen Aus den öffentlichen Räumen sind sie nicht wegzudenken. Geschätzt im Sommer als Schattenspender, erfreuen sie im Frühling mit ihrer Blütenpracht und im Herbst mit ihren bunten Blättern. Trotzdem bereiten sie in modernen Überbauungen und kleinräumigen Gärten Probleme. Grosse Bäume finden kaum mehr Platz in unserer modernen Welt, es sei denn in öffentlichen Parks und Anlagen.

Mythos Baum
Unseren Vorfahren galten Bäume als Heiligtum, als beseelt durch überirdische Mächte, welche mit grossem Respekt behandelt wurden.
Wer einen markanten alten Baum beschädigte, versündigte sich gegen die Götter und musste deren Rache fürchten.
Die Weltesche Yggdrasil verkörperte sogar den ganzen Kosmos.

Ohne Bäume gäbe es kein Leben in seiner heutigen Form!

Wert Baum

Der deutsche Biochemiker Frederik Vester entdeckte schon vor 30 Jahren, dass ein Baum weit mehr Wert hat, als sein Holz einbringt. Er berechnete als Erster den ökologischen Wert, die Leistungen, die eine ausgewachsene Buche jährlich bringt: als Wasserspeicher (30‘000 Liter), als Fotosynthese-Maschine (produziert 4,6 Tonnen Sauerstoff und verwertet 6,3 Tonnen Kohlendioxid), als Filter (1Tonne Staub und Gifte), für Kühlung des Sommerklimas durch Verdunstung, als Produzent von organischem Material (55 kg). Dazu kommt der Wert als Lebensraum für Bodenlebewesen, welche die Erde fruchtbar erhalten. Dem Menschen spendet er Schatten und Erholung sowie Holz, Rinde, Äste, Blätter und Früchte. Dann bietet er Zuflucht und Nahrung für rund 60 Tierarten. Er veranschlagte dies alles mit einem Gegenwert von umgerechnet über 9‘000 Franken im Jahr. Jeder ausgewachsene grosse Baum „schenkt“ uns so in einem hundertjährigen Dasein fast eine Million Franken. Das sollte man bedenken, bevor man einen Baum fällt.

Alte oder zum Teil morsche Bäume haben ökologischen Wert für Käfer und andere Insekten die sich darin ansiedeln. Vögel und Kleintiere finden hier ihre Nahrung.

Freund Baum

Aber auch ohne Geld-Wert sind knorrige alte Bäume eindrückliche Lebewesen, oft charaktervoll und einzigartig. Sie besitzen Ausstrahlung und Kraft, welche uns beeindrucken und wohl tun. Menschen fühlen sich manchen Bäumen zutiefst verbunden, sie sind ihre besten Freunde, ihre „Gesprächspartner“. Umso schmerzlicher für sie, wenn solche Bäume gefällt werden müssen.

Oft reicht auch ein guter Rückschnitt. Wo Zweifel herrschen, lohnt es sich, Baumexperten beizuziehen. Sie messen mit Spezialinstrumenten den Zustand und können schlüssig erkennen, ob Fäulnis vorhanden und wie stark die Vitalität ist. Mit Schalltomografie erstellte 3-D-Bilder eröffnen einen Blick ins Innere von Stämmen. Baumchirurgen und gut ausgebildete Baumpfleger sind oft in der Lage, mit Hilfsmitteln Bäume noch für manche Jahre zu retten und zu erhalten.

Ausserdem haben Forschungen 1998/99 im Nationalpark gezeigt, dass auch Bäume, welche kein neues Holz mehr bilden und bisher als „tot“ galten, noch jahrzehntelang genug Flüssigkeit in die Krone leiten können, um den Baum zu erhalten.

Nachbar Baum

Wenn der Grenzabstand nicht eingehalten ist und es dem Nachbarn nicht passt, greift das thurgauische Gesetz über Flur und Garten, (913.1).

Während in anderen Kantonen die Fristen verjähren, nämlich ein über 10- oder 15-jähriger Baum auf jeden Fall stehen bleiben darf, kann im Kanton Thurgau verlangt werden, dass ältere Bäume gefällt werden, wenn die Grenzabstände nicht mehr eingehalten sind Das heisst, seine Höhe darf höchstens doppelt so viel messen wie sein Grenzabstand oder dieser muss mehr als 10 Meter betragen.

Das kann bei Nachbarn oder beim Verkauf von Liegenschaften zu Streitigkeiten führen. Grössere Gemeinden, wie zum Beispiel Arbon, erlassen einen Schutzplan für Natur- und Kulturobjekte. Mit privaten Baumbesitzern kann ein Vertrag abgeschlossen werden. Bei Bauvorhaben kann die Gemeinde trotzdem eine Fällbewilligung erteilen, es muss lediglich Ersatz mit Jungbäumen geschaffen werden.

  • Tipp

    Beim Pflanzen von Bäumen ihre endgültige Grösse bedenken. Grenzabstände berechnen. Oder aber Bäume von jung an unter Schnitt halten. Wer armdicke Äste absägen muss oder gar den Gipfel kappt, schädigt den Baum nachhaltig und provoziert faulende Stellen.

    Grössere Nadelhölzer verzeihen keinen Rückschnitt. Sie bleiben kahl und dörren ab.

  • Tipp

    Die hohe Kunst, Bäume zu schneiden: Sie sollen nach dem Schnitt genauso aussehen wir vorher, nur kleiner sein! Das heisst, ihre Wuchsform bleibt erhalten. Sie sehen weder gestutzt noch verstümmelt aus!

  • Tipp

    Empfindliche Bäume und Sträucher im Sommer schneiden. Die Wunden verheilen dann rascher, es bildet sich weniger Fäulnis. Sind brütende Vögel vorhanden, auf Schnitt verzichten.

  • Tipp

    Geschnittenes Astmaterial zu etwa 1 ½ Meter hohen Haufen schichten und an ungestörten, sonnigen Stellen liegen lassen. Dabei abwechseln mit grobem, sperrigem Material und feinen Schichten. Insekten, Käferlarven und mit ihnen auch Vögel finden sich ein. Je nach Umgebung besiedeln auch Ringelnattern und Eidechsen solche Haufen.

  • Tipp

    Müssen Bäume mit Höhlungen gefällt werden, beobachten, ob Fledermäuse darin schlafen. Falls ja, diese sofort mit einem Tuch bedecken, in eine Schachtel verpacken und zur nächsten Fledermausstation bringen.

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