Planung und Pflege naturnaher Grünräume
naturnahe Gärten
Wer das Glück hat, einen Garten, einen Park oder sonst ein Stück Land von Grund auf zu gestalten, kann die grosse Chance nutzen, dies naturgerecht zu tun. Es ist auch sehr gut möglich, schrittweise oder stückweise umzugestalten. Eine Gesamtplanung ist aber auch dann von Vorteil.
Ein Stück Natur herstellen zu wollen, ist zwar ein Widerspruch in sich. Deshalb sprechen wir lieber von „naturnah“. Das gelingt, wenn wir gute Beobachter und Beobachterinnen sind.
Was ist überhaupt kennzeichnend für ein naturnahes Grundstück?
Gestalten mit Steinen und Kiesflächen. Dies schafft Voraussetzungen für eine bunte Flora, welche Sonne und Magerstandorte liebt, wie hier die Färber-Waid (Antemis tinctoria) mit ihren dekorativen Samenkapseln.
Kriterien eines naturnahen Grünraumes
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Vielfalt
statt Einfalt: Mit verschiedenartigen Kleinstrukturen stellen wir vielfältige Lebensräume her. Plattenwege und Treppen weisen Nischen und Zwischen-räume auf, in Kieswegen und -flächen dürfen sich Pflanzen ansiedeln. In der Wiese wachsen nicht nur Gräser, sondern viele Kräuter und Blumen. Gerne gibt es einen besonnten Platz für grosse Steine oder liegende Hölzer. Sträucher mit und ohne Dornen, Früchten, und Beeren bilden eine Hecke oder stehen solitär.
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Dynamik
statt starre Ordnung: Wildpflanzen versäen sich gerne und „wandern“ im Garten umher. Ameisen helfen mit, indem sie fettreiche Samenvorräte in ihren Bau schleppen. So kann die Färberweid, die wir im Westen des Grundstücks ausgesät haben, sich plötzlich im Osten zeigen. Freuen und wundern wir uns über die Kraft der Natur, statt jedesmal gleich zum Jätholz zu greifen.
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Menschenfreundlich
statt steril wünschen wir uns das Grundstück auf jeden Fall, es soll unserer Erholung und Entspannung dienen, wir wollen uns wohl und „zu Hause“ fühlen. Da sind die Bedürfnisse sehr verschieden. Die einen erreichen dies mit einem romantischen Sitzplatz, die anderen mit einer abenteuerlichen Sitzmauer, einem Weidenhaus oder einem kleinen Weiher.
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Tierfreundlich
statt langweilig, denn wir sind nicht die einzigen Lebewesen auf dieser Welt mit Daseinsberechtigung. Ausserdem ist das Beobachten von kleinen Tieren sowohl für Kinder, als auch für Erwachsene eine spannende Sache. Tierfreundlich heisst, viele Nischen und Lebensräume schaffen.
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Umweltgerecht
statt ungesund – keinerlei Giftstoffe, Chemikalien und Kunstdünger sind notwendig. Unbehandelte geeignete Hölzer (Robinie, Kastanie, Lärche, Douglasie) und möglichst regionale Materialien finden Verwendung. Weiher enthalten sicher keine PVC-haltigen Kunststofffolien. Pumpen für fliessendes Wasser oder Beleuchtungen werden durch Solarpanels gespiesen
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Pflegefreundlich
statt arbeitsintensiv. Zwar bereitet auch ein naturnahes Grundstück Arbeit - aber garantiert weniger, als wenn Wechselflor oder empfindliche Exoten verwendet werden. Finanziell kann sich dies für Gemeinden oder Mehrfamilienhäuser durchaus lohnen. Eine Gruppe Studenten der UNI Zürich hat berechnet, dass die Pflege einer naturnahen Umgebung etwa ein Drittel bis die Hälfte weniger Kosten verursacht.
Gehen wir in Schritten vor und lassen uns Zeit:
Es gibt unzählige Möglichkeiten von Gestaltungselementen:
eine Kräuterspirale Natur- und auch menschengerecht sind möglichst vielfältige Elemente. Damit schaffen wir unterschiedliche Standorte mit differentem Kleinklima. Strukturen ergeben sich durch kleine Gräben, Hügel und Wälle, auch durch Trockensteinmauern, aufgeschichtetes Holz, durchlässige Bodenbefestigungen, grosse markante Steine usw.aus Sandstein etwa oder Male aus strukturreichem Holz.
Gestalten mit Steinen und Kies. Immer gibt es Nischen für Pflanzen und Tiere, die Bodenbeläge sind Wasserdurchlässig.
Pflanzen für trockene Standorte mit Kies und Sand: Mohn- und Flockenblumen (Papaver rhoeas, Centaurea scabiosa), rechts Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias).
Pflanzen für eher feuchte, schattige Standorte: Wald-Geissbart (Aruncus dioicus), Farne, Mondviole (Lunaria rediviva) und Akelei (Aquilegia vulgaris).
Tipp
Wesentlich ist, die Pflanzen an die ihnen passenden Standorte auszubringen: Schattenspezialisten an Schattenstandorte, Trockenheitsresistente an sonnige, trockene Orte. Kann dies nicht in der Natur beobachtet werden, Fachleute konsultieren oder im Internet nachschauen
Pflege
Etablierte naturnahe Grünräume müssen weder gedüngt noch gespritzt und nur in der Anfangsphase gegossen werden. Arbeiten, welche stets bleiben, beschränken sich aufs Jäten und Zurückschneiden. Hin und wieder möchte man neue Impulse geben und setzt weitere Pflanzen oder sät selber gesammelte oder gekaufte Wildblumensamen ein.
Tipp: kreatives Jäten
Unter den Wildpflanzen gibt es zuweilen recht menschliche Eigenschaften. Die einen sind sehr zurückhaltende „stille Wässerchen“, andere zeigen ihre Ellenbogen. Sie drängen sich überall durch und besetzten schnell die besten Plätze. Will man erstere fördern und letztere in Schach halten, gilt es, gezielt und frühzeitig zu jäten.
Keine Fläche wird total gerodet. Pflänzchen, die man nicht kennt, ruhig stehen lassen und beobachten, was daraus wird. So entwickelt man bald gute Kenntnisse und weiss, was einem gefällt und was man behalten will.
Tipp: Bäume und Sträucher
Nicht radikal und alle gleichzeitig schneiden. So bleibt den Vögeln und Kleintieren im Garten stets eine Rückzugsmöglichkeit